Verstopfung, Darmträgheit
Ungesunde Lebensweise, vor allem kalorienreiche, faser- und vitalstoffarme Ernährung, ungenügende Trinkmenge, mangelnde Bewegung sind Grundursachen für eine träge Verdauung und Verstopfung, die wiederum Ursachen vieler Befindlichkeitsstörungen wie Kopfweh, Unwohlsein, Unlust bis hin zu ernsthafteren Erkrankungen sind.
Wohlbefinden und Gesundheit sind abhängig von einer guten Verdauung und die Verstopfung muss unbedingt vermieden werden. Dazu bietet Kneipp gute Hilfen. Abführmittel sind wenig sinnvoll, da sie die Darmarbeit vollkommen lahmlegen und abhängig machen.
Die abendliche kalte Bauchwaschung ist Kneipps natürliche Abführpille und die einfachste und schnellste Anwendung mit kräftig verdauungsanregender Wirkung. Zudem schläft man nach der Bauchwaschung gut ein. Weitere unterstützende Verdauungshilfen sind die Dampfkompresse oder der heisse Heublumensack auf die Leber-, Magen- oder Bauchgegend.
Die Tasse Tee mit bitterstoffreichen Heilpflanzen regt die Verdauungsfunktion kräftig an: Wermut oder Tausendguldenkraut (diese beiden Heilkräuter sind im Akutfall grossartige Hilfen, sollten aber nicht über längere Zeit eingesetzt werden), Schafgarbe, Pfefferminze oder Löwenzahn einzeln oder gemischt mit Fenchel, Anis, Kümmel, Ringelblumen- oder Malvenblüten.
Bei spastischer Verstopfung, Stuhlzurückhaltung aus Angst vor Schmerz, z.B. bei Hämorrhoiden oder beim Kleinkind aufgrund harten Stuhls usw., entkrampft und entspannt die Pestwurz. Pestwurztropfen obigem Verdauungstee zugeben. Weicher Stuhl und sanfte Entleerung wird auch durch die Einnahme von täglich einem Esslöffel Leinsamen erreicht.
Abführend und darmregulierend wirkt der Tee von Faulbaumrinde (nicht in der Schwangerschaft oder beim Stillen) oder ein Bitterstoffpräparat aus dem Fachgeschäft. Aloe, Senna, Rhabarberwurzel, Rizinusöl wirken stark abführend, meist verbunden mit Bauchschmerzen und dürfen nicht während der Schwangerschaft, dem Stillen oder für Kinder verwendet werden.
Die faserstoffreiche, salz- und fleischarme Kneippkost mit viel Rohkost regelt normalerweise die Verdauung von selbst. Gewürzkräuter wirken fast alle verdauungsanregend und blähungswidrig. Gut kauen, langsam und in Ruhe essen ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die gute Verdauung. Nahrungsergänzend: morgens nüchtern ein Glas frisches (Mineral-)Wasser trinken, als Apéro oder zwischendurch ein kleines Glas Sauerkrautsaft oder Buttermilch trinken. Falls nötig, unterstützen Sie die Verdauung mit einer der nachfolgend aufgeführten natürlichen Verdauungshilfen:
Täglich einen Esslöffel voll Leinsamen ein- nehmen, gut kauen oder vorher grob schroten. Die quellenden Pflanzenschleime des Leinsamens wirken als reizfreies Gleitmittel und seine unverdaulichen Samenhülsen (Faserstoffe) wirken mild abführend. Die Leinsamen besitzen wertvolle Inhaltsstoffe, hochungesättigte Fettsäuren. Sie eignen sich gut für eine Langzeitkur.
Oder täglich einen Esslöffel voll Flohsamen, Milchzucker, Weizen- oder Haferkleie mit viel Flüssigkeit einnehmen oder dem Frühstücksmüesli oder Joghurt beimischen oder abends zwei Feigen oder Kurpflaumen essen. Diese können nach Belieben auch über Nacht eingeweicht und morgens mit dem Einweichwasser gegessen werden. Für unterwegs sind der trinkfertige Feigen- oder Pflaumensaft oder die Früchtewürfel mit Feigen, Pflaumen und Leinsamen praktisch zum Mitnehmen. Eine gute Hilfe und zugleich gute Reinigungskur ist die Kur mit Senfsamen, von denen man morgens und mittags ein bis zwei Teelöffel voll einnimmt.
Der Leinsamen hat als Heilpflanze und vor allem als natürliche Verdauungshilfe einen hohen Stellenwert und ist sehr geschätzt; diese Pflanze hat Sebastian Kneipp ein Leben lang begleitet. In Kneipps Wassertherapie sind seine empfohlenen Leinenstoffe immer noch unersetzlich und nicht wegzudenken.
Drogist Claude Roggen zum Leinsamen: Warum sind die hochungesättigten Ölsäuren so wichtig? Unser Körper benötigt täglich vier bis sechs Gramm lebenswichtige Linolsäuren, die ihm über die Ernährung zugeführt werden müssen, weil er diese nicht selber aufbauen kann. Der tägliche Bedarf wird bereits mit ein bis zwei Esslöffel frisch gebrochener Leinsaat abgedeckt.
Frisch gemahlene Leinsaat enthält 40 % Leinöl mit den hochungesättigten Fettsäuren, welche einen günstigen Einfluss auf die Sauerstoffversorgung im Innern des Körpers (Blut, Zellen, Drüsen, Haut) haben. Diese Linolsäuren bauen überschüssiges Cholesterin ab. Besonders ab dem 30. bis 40. Lebensjahr sollte man diesen Wundersamen einnehmen, um gewissen Alterskrankheiten vorzubeugen, ja sogar einige Zivilisationskrankheiten auszuräumen. Der Alpenleinsamen Leinsamen enthält auch viel Vitamin E (56 %). Unsere Vorfahren wussten um die geburterleichternde Wirkung des Leinsamens, der gleichzeitig der werdenden Mutter zu einer geregelten Stuhlentleerung verhilft. Ferner wirkt frisch gemahlene Leinsaat, dank dem Hautvitamin F, bei unreiner Haut, Ekzem, Akne, Bibeli, Hautentzündungen.
Die Leinsaat verhindert und heilt Entzündungen im Magen-Darm-Bereich und ist auch bei unangenehmen Analekzemen und Hämorrhoiden angezeigt. Die Leinsaat mahlen oder brechen Sie mit einer elektrischen Schlag-Kaffemühle (Mixer) und verwenden sie am besten gleich, da sie oxydiert und ihre gute Wirkung verliert.
«Verdaut der Magen schwer, so nimmt man am besten zur Regelung der Verdauung jede Stunde einen Esslöffel voll frischen Wassers, in schwierigeren Fällen alle halbe oder alle Viertelstunden. Nehmt keine scharfen Laxire! Die Magensäfte werden dadurch geschwächt.» Sebastian Kneipp
Viel Bewegung an frischer Luft regt den Stoffwechsel an: Gymnastik, Laufen, Wandern, Bergwandern, Schwimmen, Rad- fahren, Gartenarbeit. Körperliche Aktivität stimuliert die Darmtätigkeit. Bei dem, der sich nicht bewegt, bewegt sich auch die Verdauung nur träge. Alkohol und Kaffee meiden oder mit Vernunft dosieren.